Montag, 23. Mai 2011
Sexualdimorphismus in unserer Flora?
botdany, 14:56h
Beim Stichwort Sexualdimorphismus denkt man (ich zumindest) zuerst an die Tierwelt: Der prunkvolle Pfau und seine unauffällige Dame, die Löwenmähne, die Riesigen Spinnenweibchen, welche ihre winzigen Männchen verspeisen etc...
Im Zusammenhang mit Pflanzen ist das Wort nicht so geläufig. Natürlich, bei zweihäusigen Arten sind die Blüten immer verschieden und somit sind diese Arten auch sexuell dimorph. Und auf Einhäusigen Pflanzen mit getrenngeschlechtlichen Blüten sind die Blüten sexuell dimorph, zum Teil sogar extrem, wenn man z.B. an den Haselstrauch denkt. Achja, die Hanfpflanze ist ja fast ein Klassiker, Männchen und Weibchen sind derart verschieden aus, dass wohl viele „normale“ Leute nur das Weibchen als Cannabis erkennen würden, weil man auf Schweizer Balkonen (aus allseits bekannte Gründen) meist nur Weibchen zu Gesicht bekommt. Doch sind für mich persönlich diese Beispiele von pflanzlichen sexualdimorphismen unbefriedigend: Natürlich sind die Geschlechter dimorph, wenn man die Geschlechtsteile (was Blüten nun mal sind) betrachtet! Auch die Hanfpflanze spielt in dieser Kategorie, da bewirken einfach die sehr unterschiedlich aufgebauten Blüten von Männchen und Weibchen, dass der Blütenstand dementsprechend anders aussieht.
Doch kürzlich erlebte ich ein unerwartete Überraschung in Sachen pflanzlichem Sexualdimorphismus:
Ein Besuch in Lugano kombinierte ich mit einem kleinen botanischen Ausflug auf dem Monte San Salvatore. Im Zug bereitete ich mich mit Becherers „Führer durch die Flora der Schweiz“ vor, und genau für mein Exkursionsziel fand ich eine kleine aber feine Liste an zu erwartenden Spezialitäten. Ein paar Namen las ich zum ersten mal, darunter war Trinia glauca. Im Bestimmungsschlüssel fand ich raus, dass es sich um eine Apiacee handelt.
Auf den Felsen des San Salvatores war die Art auch schnell auszumachen: Einfach die einzige Apiacee, welche mir unbekannt war und zudem erst noch die einzige welche bereits ihre Dolden zum Himmel streckte (es war Anfang Mai). Die „Bottom-up Nachbestimmung“ brachte dann die grosse Überraschung: In der Flora Helvetica steht geschrieben: „Zweihäusig, männliche Pflanzen kleiner als weibliche“. Hoppla, wirklich?! Ich machte die Probe auf Exempel und wahrhaftig: die grossen Pflanzen waren Weibchen, die kleinen waren Männchen! Ansonsten sind die Geschlechter, und besonders auch die Blüten, einander ziemlich ähnlich: wir haben also in Trinia glauca einen echten Sexualgrössendimorphismus, wie ich ihn sonst nur aus der Tierwelt kenne! Ist das nicht sensationell, oder bin ich einfach zu freaky?
Wie auch immer, zum Glück hab ich die Flora Helvetica mitgeschleppt, denn weder in meinem Binz- (1957) noch im Hess-Landolt-Bestimmungschlüssel ist diese spezielle Eigenheit aufgeführt. Und ehrlich gesagt hätte ich den, doch recht markanten, Grössenunterschied zwischen den Geschlechtern glatt übersehen. – Weil nicht erwartet.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Schlummern vielleicht noch weitere „echte“ Sexualdimorphismen in unserer Flora?
Für Tipps sei gedankt, Botdany
Im Zusammenhang mit Pflanzen ist das Wort nicht so geläufig. Natürlich, bei zweihäusigen Arten sind die Blüten immer verschieden und somit sind diese Arten auch sexuell dimorph. Und auf Einhäusigen Pflanzen mit getrenngeschlechtlichen Blüten sind die Blüten sexuell dimorph, zum Teil sogar extrem, wenn man z.B. an den Haselstrauch denkt. Achja, die Hanfpflanze ist ja fast ein Klassiker, Männchen und Weibchen sind derart verschieden aus, dass wohl viele „normale“ Leute nur das Weibchen als Cannabis erkennen würden, weil man auf Schweizer Balkonen (aus allseits bekannte Gründen) meist nur Weibchen zu Gesicht bekommt. Doch sind für mich persönlich diese Beispiele von pflanzlichen sexualdimorphismen unbefriedigend: Natürlich sind die Geschlechter dimorph, wenn man die Geschlechtsteile (was Blüten nun mal sind) betrachtet! Auch die Hanfpflanze spielt in dieser Kategorie, da bewirken einfach die sehr unterschiedlich aufgebauten Blüten von Männchen und Weibchen, dass der Blütenstand dementsprechend anders aussieht.
Doch kürzlich erlebte ich ein unerwartete Überraschung in Sachen pflanzlichem Sexualdimorphismus:
Ein Besuch in Lugano kombinierte ich mit einem kleinen botanischen Ausflug auf dem Monte San Salvatore. Im Zug bereitete ich mich mit Becherers „Führer durch die Flora der Schweiz“ vor, und genau für mein Exkursionsziel fand ich eine kleine aber feine Liste an zu erwartenden Spezialitäten. Ein paar Namen las ich zum ersten mal, darunter war Trinia glauca. Im Bestimmungsschlüssel fand ich raus, dass es sich um eine Apiacee handelt.
Auf den Felsen des San Salvatores war die Art auch schnell auszumachen: Einfach die einzige Apiacee, welche mir unbekannt war und zudem erst noch die einzige welche bereits ihre Dolden zum Himmel streckte (es war Anfang Mai). Die „Bottom-up Nachbestimmung“ brachte dann die grosse Überraschung: In der Flora Helvetica steht geschrieben: „Zweihäusig, männliche Pflanzen kleiner als weibliche“. Hoppla, wirklich?! Ich machte die Probe auf Exempel und wahrhaftig: die grossen Pflanzen waren Weibchen, die kleinen waren Männchen! Ansonsten sind die Geschlechter, und besonders auch die Blüten, einander ziemlich ähnlich: wir haben also in Trinia glauca einen echten Sexualgrössendimorphismus, wie ich ihn sonst nur aus der Tierwelt kenne! Ist das nicht sensationell, oder bin ich einfach zu freaky?
Wie auch immer, zum Glück hab ich die Flora Helvetica mitgeschleppt, denn weder in meinem Binz- (1957) noch im Hess-Landolt-Bestimmungschlüssel ist diese spezielle Eigenheit aufgeführt. Und ehrlich gesagt hätte ich den, doch recht markanten, Grössenunterschied zwischen den Geschlechtern glatt übersehen. – Weil nicht erwartet.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Schlummern vielleicht noch weitere „echte“ Sexualdimorphismen in unserer Flora?
Für Tipps sei gedankt, Botdany
... comment