Mittwoch, 18. Mai 2011
Wie alles begann...
botdany, 23:13h
Auf einer botanischen Exkursion über den Lägerengrat (AG) wurde mir die geheimnisvolle Primula veris subsp. colunmae vorgestellt. Traumatisiert von anderen Subspezies-Irrungen und Wirrungen (Viola canina subsp. montana oder gar subsp. schultzii, doch das ist eine andere Geschichte...) habe ich mir gedacht: „Subspezies columnae, potzheieiei, was es nicht alles gibt! Eigentlich sollte ich - oder sonst jemand - eine Colunmae, sprich Kolumne, schreiben über die vielen erzählenswerten Erfahrungen, welche man so macht, wenn man sich etwas intensiver mit Botanik auseinander setzt.“
Diese Idee trug ich einige Zeit mit mir rum. Im Wissen dass es in der Schweiz – und wohl im gesamten deutschsprachigen Raum – kaum eine Zeitschrift gibt, welche solch abgehoben subjektive Botanikfachsimpeleien abdrucken würde, wandelte sich die Idee der Kolumne langsam in deren digitale Subspezies, den Blog, um. Auch diese Idee trug ich einige Zeit mit mir rum, und die erzählenswerten Anekdoten häuften sich nach und nach an, bis ich heute aus heiterem Himmel den Entschluss gefasst habe endlich was nieder zu schreiben.
Also zurück zur Graufilzigen Schlüsselblume, wie die ominöse Primula veris subsp. colunmae auf Deutsch heisst. Sie sei auf der Blattunterseite filzig(er) behaart und der Kelch verdeckt die gesamte Kronröhre, während bei der normalen Frühlingsschlüsselblume die Kelchröhre aus dem Kelch herausragt etc. Viele weitere Merkmale sind in der Literatur zu finden und lassen sich nächsten Frühling an den Schlüsselblumen auf der Lägeren bestaunen. Falls sich gewisse Merkmale nicht bestätigen lassen, so sind sie wohl in mindestens einem der verwendeten Büchern mit „meist“ oder „oft“ kombiniert, was einem somit trotz allem den Ausweg erlaubt die Frühlingsschlüsselblumen, welche im lichten Lägeren-Wald wachsen mit dem feierlichen Prädikat „subspecies colunmae“ zu versehen. Denn jeder Botaniker, der etwas auf sich hält, weiss zu beerichten dass die P. v. subsp. colunmae eher im Wald wächst und die P. v. subsp. veris eher auf Wiesen zu finden ist!
Zuweilen, resp. wenn jeweils etwa die Hälfte der Merkmale für die eine und die andere Hälfte für die andere Unterart spricht, verfluche ich die ganze Subspeziesgeschichte und bin dazu geneigt selbst ein paar Unterarten neu zu beschreiben. Wie wär’s mit Ajuga reptans subsp. elongatus? Diese Unterart wächst an schattigen Orten, meist im Wald, ist bis 40 cm hoch, besitzt auffallend lange Internodien und bestimmt fände ich noch weitere eindeutige Differenzierungsmerkmal um die Schattenform als Subspezies zu beschreiben! Und überhaupt, warum sind die violett resp. gelb blühenden Symphytum officinale nicht als Unterarten beschrieben!?
In der Abklingungsphase solcher Ereiferungen muss ich mir dann doch eingestehen, dass ich eigentlich gar nicht richtig weiss was denn genau eine Subspezies ist. Darum hab ich mich mal im staubtrockenen ICBN (International Code of Botanical Nomenclature) auf die Suche gemacht und zumindest rausgefunden wie die Rangstufen angeordnet sind: Art. 4.1 Kap. I Div. II führt unterhalb der „species“ die „varietas“ und unterhalb der Varietät die „forma“ auf. Der nächste Artikel sagt dann „If a greater number of ranks of taxa is desired, the terms for these are made by adding the prefix "sub-" to the terms...“ und schon wieder bin ich in Rage: Eigentlich bieten sich die Terme „Varietät“ oder „Form“ an, doch offenbar klammern sich die Autoren mit der Sub- Präfix an den Speziesbegriff, was einen wesentlich gehobeneren Endruck macht als wenn man die offenbar niederen Begriffe wie Varietät oder Form benutzten würde.
Wie auch immer, was jetzt genau eine Unterart ist (Im Vergleich zur Varietät etc.), habe ich noch immer nicht erklärt. Ich entschuldige mich für den angriffigen Tonfall (ein bisschen übertreiben darf man doch in einer Columnae) und verweise auf Wikipedia oder die auf Google Scholar zu findende Primärliteratur, zu welcher ich nun keinen Zugriff mehr habe, weil ich nicht mehr Student bin :-(
Und wenn ich schon bei den versöhnlichen Tönen angelangt bin:
Danke liebe Primula veris subsp. colunmae dafür, dass du mir die Idee für diesen Blog gegeben hast, ich glaube übrigens wirklich, dass es dich gibt, doch ist’s schwierig eine reine Vertreterin deiner Unterart zu finden.
Danke liebe Autoren von Subspeziesbeschreibungen, ihr motiviert mich auch mal banalere Kräuter genau unter die Lupe zu nehmen.
Danke liebe Natur, dass du dich nicht so einfach an allen Ecken und Enden schulbladisieren lässt.
Herzlich, Botdany
Diese Idee trug ich einige Zeit mit mir rum. Im Wissen dass es in der Schweiz – und wohl im gesamten deutschsprachigen Raum – kaum eine Zeitschrift gibt, welche solch abgehoben subjektive Botanikfachsimpeleien abdrucken würde, wandelte sich die Idee der Kolumne langsam in deren digitale Subspezies, den Blog, um. Auch diese Idee trug ich einige Zeit mit mir rum, und die erzählenswerten Anekdoten häuften sich nach und nach an, bis ich heute aus heiterem Himmel den Entschluss gefasst habe endlich was nieder zu schreiben.
Also zurück zur Graufilzigen Schlüsselblume, wie die ominöse Primula veris subsp. colunmae auf Deutsch heisst. Sie sei auf der Blattunterseite filzig(er) behaart und der Kelch verdeckt die gesamte Kronröhre, während bei der normalen Frühlingsschlüsselblume die Kelchröhre aus dem Kelch herausragt etc. Viele weitere Merkmale sind in der Literatur zu finden und lassen sich nächsten Frühling an den Schlüsselblumen auf der Lägeren bestaunen. Falls sich gewisse Merkmale nicht bestätigen lassen, so sind sie wohl in mindestens einem der verwendeten Büchern mit „meist“ oder „oft“ kombiniert, was einem somit trotz allem den Ausweg erlaubt die Frühlingsschlüsselblumen, welche im lichten Lägeren-Wald wachsen mit dem feierlichen Prädikat „subspecies colunmae“ zu versehen. Denn jeder Botaniker, der etwas auf sich hält, weiss zu beerichten dass die P. v. subsp. colunmae eher im Wald wächst und die P. v. subsp. veris eher auf Wiesen zu finden ist!
Zuweilen, resp. wenn jeweils etwa die Hälfte der Merkmale für die eine und die andere Hälfte für die andere Unterart spricht, verfluche ich die ganze Subspeziesgeschichte und bin dazu geneigt selbst ein paar Unterarten neu zu beschreiben. Wie wär’s mit Ajuga reptans subsp. elongatus? Diese Unterart wächst an schattigen Orten, meist im Wald, ist bis 40 cm hoch, besitzt auffallend lange Internodien und bestimmt fände ich noch weitere eindeutige Differenzierungsmerkmal um die Schattenform als Subspezies zu beschreiben! Und überhaupt, warum sind die violett resp. gelb blühenden Symphytum officinale nicht als Unterarten beschrieben!?
In der Abklingungsphase solcher Ereiferungen muss ich mir dann doch eingestehen, dass ich eigentlich gar nicht richtig weiss was denn genau eine Subspezies ist. Darum hab ich mich mal im staubtrockenen ICBN (International Code of Botanical Nomenclature) auf die Suche gemacht und zumindest rausgefunden wie die Rangstufen angeordnet sind: Art. 4.1 Kap. I Div. II führt unterhalb der „species“ die „varietas“ und unterhalb der Varietät die „forma“ auf. Der nächste Artikel sagt dann „If a greater number of ranks of taxa is desired, the terms for these are made by adding the prefix "sub-" to the terms...“ und schon wieder bin ich in Rage: Eigentlich bieten sich die Terme „Varietät“ oder „Form“ an, doch offenbar klammern sich die Autoren mit der Sub- Präfix an den Speziesbegriff, was einen wesentlich gehobeneren Endruck macht als wenn man die offenbar niederen Begriffe wie Varietät oder Form benutzten würde.
Wie auch immer, was jetzt genau eine Unterart ist (Im Vergleich zur Varietät etc.), habe ich noch immer nicht erklärt. Ich entschuldige mich für den angriffigen Tonfall (ein bisschen übertreiben darf man doch in einer Columnae) und verweise auf Wikipedia oder die auf Google Scholar zu findende Primärliteratur, zu welcher ich nun keinen Zugriff mehr habe, weil ich nicht mehr Student bin :-(
Und wenn ich schon bei den versöhnlichen Tönen angelangt bin:
Danke liebe Primula veris subsp. colunmae dafür, dass du mir die Idee für diesen Blog gegeben hast, ich glaube übrigens wirklich, dass es dich gibt, doch ist’s schwierig eine reine Vertreterin deiner Unterart zu finden.
Danke liebe Autoren von Subspeziesbeschreibungen, ihr motiviert mich auch mal banalere Kräuter genau unter die Lupe zu nehmen.
Danke liebe Natur, dass du dich nicht so einfach an allen Ecken und Enden schulbladisieren lässt.
Herzlich, Botdany
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